Vom Anfang bis heute
Verfasst: 18. Feb 2020, 15:29
Guten Tag an alle Leser,
nun bin ich seit sieben Monaten offiziell Epilepsie-Patient und möchte hier mal meinen "Werdegang" bescheiben.
Angefangen hat alles im Spätsommer 2016. Damals war ich 66 Jahre alt.
Ich bekam eines Tages ein leichtes Gefühl der Übelkeit, das nach vier, fünf Sekunden endete und in ein leichtes
Schwindelgefühl überging. Es war nicht so stark, dass ich mich setzen, oder abstützen musste, aber "da war etwas
in meinem Kopf". Gleichzeitig bemerkte ich, dass ich den Sinn von Gesprächen nicht mehr erfassen konnte.
Alle Worte, die in meine Ohren drangen, schienen durcheinander geraten zu sein und nicht logisch.
Auch Texte, die ich wärend diesem "Anfall" las, ergaben keinen Sinn, die einzelnen Worte schienen kreuz und quer
geschrieben zu sein.
Wenn ich versuchte zu reden, fiel mir das äußerst schwer, und war für einen Zuhörer genauso unverständlich und
unlogisch.
Dieser Zustand hielt zwischen 45 Sekunden und etwa einer Minute an und wiederholte sich im Abstand von Stunden
mehrmals am Tag. Tagsdarauf war alles wieder "normal".
Bis zum nächsten "Anfall" vergingen mehrere Wochen.
Bevor es zu einem dieser merkwürdigen Tage kam, stellte ich fest, dass ich mehrere Tage sehr schlecht schlief.
Ende November 2016 kam es dann zu einer Ohnmacht. Ich saß zu Hause auf dem Schreibtischstuhl und schrieb
Emails und Whatsapp-Nachrichten. Im Laufe des Vormittags kam es wieder zu diesen Hör-Lese-Sprech-Störungen.
Am späten Nachmittag erwachte ich auf dem Boden liegend und hatte nicht die geringste Erinnerung, was zuvor passiert war.
Anhand der Zeit der Versendung der letzten Mail und der letzten Whatsapp-Nachricht und meinem Aufwachen,
stellte ich fest, dass ich rund eine Stunde nicht bei Sinnen war.
Daraufhin wurde ich in die Klinik gebracht, wo ich ganze 2 Wochen mit unzähligen Tests und Untersuchungen verbrachte.
Das Wort Epilepsie wurde, außer bei meiner Aufnahme, während dieser Zeit in meiner Gegenwart nicht ein einziges Mal
geäußert. Da mein Blut Zeichen einer zu starken Entwässerung zeigte, wurde mir letztendlich ans Herz gelegt, mehr zu
trinken.
In 2017 wiederholten sich lediglich alle sechs bis acht Wochen die Hör-Lese-Sprech-Störungen. Sonst blieb alles "ruhig".
Im Herbst 2018 rief meine Familie den Notarzt, weil ich, wie sie sagten "dummes Zeug" redete. Bereits seit mehreren
Nächten bekam ich nicht mehr als 3, 4 Stunden Schlaf und war an jenem Tag total kaputt und hatte wohl Probleme beim
Sprechen. Ich kam in dieselbe Klinik, wo ich eine Woche, wieder mit den unterschiedlichsten Test, verbrachte. Und wieder
kam das Wort Epilepsie keinem der behandelnden Ärzte über die Lippen. Man werde einen Bericht an meinen Hausarzt
senden und der wird die weitere Behandlung vornehmen. Da ich bereits seit Jahrzehnten Blutdruckmittel einnehmen musste, wurde ich auf andere Medikamente umgestellt.
Die Hör-Lese-Sprech-Störungen begleiteten mich weiterhin. Aber komischerweise nie, wenn ich stationär behandelt wurde.
Ende Juni 2019 kam es dann eines nachts zu einem nie dagewesenen Anfall.
Ich erwachte am Morgen und stellte fest, dass ich ins Bett gepinkelt hatte, dass mein rechter Oberarm wohl sehr heftig mit dem Nachttisch kollidiert war und ich mir sehr heftig auf die Zunge gebissen hatte, sodass mir das Blut aus dem Mund lief.
Ich ging sofort zu meinem Hausarzt, der mich ins Krankenhaus überwies. Da ich nicht mehr in dieselbe Klinik wie schon
zwei Mal zuvor wollte, empfahl er mir eine andere, die seiner Meinung nach eine gute Neurologie habe.
In dieser Klinik sagte man mir klipp und klar, dass ich einen epileptischen Anfall hatte, und fragte mich, ob ich dazu bereit
wäre, ein 72-stündiges EEG mit Videoüberwachung rund um die Uhr, über mich ergehen zu lassen. Natürlich wurden auch
dort diverse Untersuchungen angestellt, die aber zu keinem eindeutigen Ergebnis führten. Aber die Schilderungen meiner
An-und Ausfälle, ließen deren Meinung nach keine andere Diagnose als Epilepsie zu.
Also sollte ich freitags, samstags und sonntags zum Dauer-EEG. Am späten Freitagnachmittag war ich soweit verkabelt,
dass es losgehen konnte. Aber bereits nach kurzer Zeit lösten sich einige Kabel und niemand vom Wochenendpersonal
wusste, wo die gelösten Kabel denn wieder eingestöpselt werden mussten. Am anderen Morgen waren wieder einige Kabel
von der Box abgegangen, und ich wollte einen Arzt sprechen, da ich fürchtete, dass falsche Verkabelung auch falsche Ergebnisse hervorbringt. Als nach mehr als einer Stunde immer noch kein Arzt zu sehen war, packte ich meine Sachen und ließ mich von meiner Frau nach Hause bringen.
Im Abschlussbericht der Klinik hieß es u. a.:
Die Bildgebung mittels CT und MRT zeigte keine Auffälligkeiten.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist keine abschließende Empfehlung möglich. Ein epileptischer Anfall
ist bei der jetzigen Schilderung wahrscheinlich, die früheren Ereignisse fraglich. Strukturelle
Defekte liegen nicht vor. Das nächtliche EEG ist suspekt auf einen linksfrontalen Fokus.
Das Video-EEG zeigte in der Nacht im Schlafstadium N2 3 mal isolierte oder gruppierte Spitzen-
potenziale, die umschrieben rechts frontal bzw. frontotemporal auftreten: a. e. steile Transienten
unklarer Signifikanz im Schlaf. Zusätzlich wiederholt steilere Transienten linksfrontal mkt Maximum
bei F7, teilweise mit langsamer Nachschwankung
Beurteilung: vom Patienten vorzeitig beendete Langzeit-EEG-Aufzeichnung mit V. a. epilepsietypische rechts frontal lokalisationsbezogene Potentiale im Schlaf, aber ohne epilepsietypische Evolution und ohne Verhaltenskorrelat in der Videoaufzeichnung.
Mein Hausarzt, den ich noch am Montagmorgen aufsuchte, enthielt sich jeglichen Kommentars und drängte mich dazu, schnellstmöglich einen Neurologen aufzusuchen. Was ich auch tat.
Der war auch der Meinung, dass es sich um eine Epilepsie handelt und verschrieb mir Leviracetam 500mg, zwei mal pro Tag, morgens und abends einzunehmen.
Die Einnahme begann Ende Juli 2019. Im Oktober bekam ich leider wieder an einem Tag die Hör-Lese-Sprech-Störungen.
Danach nicht mehr bis zum 4. und 5. Februar 2020. Also zwei Tage hintereinander. Davor waren diese Störungen innerhalb
von 24 Stunden vorüber.
Nun hat mein Neurologe die Dosis verdoppelt, also morgens und abends jeweils 1000mg Leviracetam.
Meine Frage nach dem vielen Geschreibsel:
Kennt jemand solche oder ähnliche Ereignisse, und besteht die Hoffnung, dass mich das Leviracetam auf Dauer von meinen
Anfällen befreien wird, ich wieder alleine unterwegs sein darf und auch Auto fahren darf?
LG Amapola
nun bin ich seit sieben Monaten offiziell Epilepsie-Patient und möchte hier mal meinen "Werdegang" bescheiben.
Angefangen hat alles im Spätsommer 2016. Damals war ich 66 Jahre alt.
Ich bekam eines Tages ein leichtes Gefühl der Übelkeit, das nach vier, fünf Sekunden endete und in ein leichtes
Schwindelgefühl überging. Es war nicht so stark, dass ich mich setzen, oder abstützen musste, aber "da war etwas
in meinem Kopf". Gleichzeitig bemerkte ich, dass ich den Sinn von Gesprächen nicht mehr erfassen konnte.
Alle Worte, die in meine Ohren drangen, schienen durcheinander geraten zu sein und nicht logisch.
Auch Texte, die ich wärend diesem "Anfall" las, ergaben keinen Sinn, die einzelnen Worte schienen kreuz und quer
geschrieben zu sein.
Wenn ich versuchte zu reden, fiel mir das äußerst schwer, und war für einen Zuhörer genauso unverständlich und
unlogisch.
Dieser Zustand hielt zwischen 45 Sekunden und etwa einer Minute an und wiederholte sich im Abstand von Stunden
mehrmals am Tag. Tagsdarauf war alles wieder "normal".
Bis zum nächsten "Anfall" vergingen mehrere Wochen.
Bevor es zu einem dieser merkwürdigen Tage kam, stellte ich fest, dass ich mehrere Tage sehr schlecht schlief.
Ende November 2016 kam es dann zu einer Ohnmacht. Ich saß zu Hause auf dem Schreibtischstuhl und schrieb
Emails und Whatsapp-Nachrichten. Im Laufe des Vormittags kam es wieder zu diesen Hör-Lese-Sprech-Störungen.
Am späten Nachmittag erwachte ich auf dem Boden liegend und hatte nicht die geringste Erinnerung, was zuvor passiert war.
Anhand der Zeit der Versendung der letzten Mail und der letzten Whatsapp-Nachricht und meinem Aufwachen,
stellte ich fest, dass ich rund eine Stunde nicht bei Sinnen war.
Daraufhin wurde ich in die Klinik gebracht, wo ich ganze 2 Wochen mit unzähligen Tests und Untersuchungen verbrachte.
Das Wort Epilepsie wurde, außer bei meiner Aufnahme, während dieser Zeit in meiner Gegenwart nicht ein einziges Mal
geäußert. Da mein Blut Zeichen einer zu starken Entwässerung zeigte, wurde mir letztendlich ans Herz gelegt, mehr zu
trinken.
In 2017 wiederholten sich lediglich alle sechs bis acht Wochen die Hör-Lese-Sprech-Störungen. Sonst blieb alles "ruhig".
Im Herbst 2018 rief meine Familie den Notarzt, weil ich, wie sie sagten "dummes Zeug" redete. Bereits seit mehreren
Nächten bekam ich nicht mehr als 3, 4 Stunden Schlaf und war an jenem Tag total kaputt und hatte wohl Probleme beim
Sprechen. Ich kam in dieselbe Klinik, wo ich eine Woche, wieder mit den unterschiedlichsten Test, verbrachte. Und wieder
kam das Wort Epilepsie keinem der behandelnden Ärzte über die Lippen. Man werde einen Bericht an meinen Hausarzt
senden und der wird die weitere Behandlung vornehmen. Da ich bereits seit Jahrzehnten Blutdruckmittel einnehmen musste, wurde ich auf andere Medikamente umgestellt.
Die Hör-Lese-Sprech-Störungen begleiteten mich weiterhin. Aber komischerweise nie, wenn ich stationär behandelt wurde.
Ende Juni 2019 kam es dann eines nachts zu einem nie dagewesenen Anfall.
Ich erwachte am Morgen und stellte fest, dass ich ins Bett gepinkelt hatte, dass mein rechter Oberarm wohl sehr heftig mit dem Nachttisch kollidiert war und ich mir sehr heftig auf die Zunge gebissen hatte, sodass mir das Blut aus dem Mund lief.
Ich ging sofort zu meinem Hausarzt, der mich ins Krankenhaus überwies. Da ich nicht mehr in dieselbe Klinik wie schon
zwei Mal zuvor wollte, empfahl er mir eine andere, die seiner Meinung nach eine gute Neurologie habe.
In dieser Klinik sagte man mir klipp und klar, dass ich einen epileptischen Anfall hatte, und fragte mich, ob ich dazu bereit
wäre, ein 72-stündiges EEG mit Videoüberwachung rund um die Uhr, über mich ergehen zu lassen. Natürlich wurden auch
dort diverse Untersuchungen angestellt, die aber zu keinem eindeutigen Ergebnis führten. Aber die Schilderungen meiner
An-und Ausfälle, ließen deren Meinung nach keine andere Diagnose als Epilepsie zu.
Also sollte ich freitags, samstags und sonntags zum Dauer-EEG. Am späten Freitagnachmittag war ich soweit verkabelt,
dass es losgehen konnte. Aber bereits nach kurzer Zeit lösten sich einige Kabel und niemand vom Wochenendpersonal
wusste, wo die gelösten Kabel denn wieder eingestöpselt werden mussten. Am anderen Morgen waren wieder einige Kabel
von der Box abgegangen, und ich wollte einen Arzt sprechen, da ich fürchtete, dass falsche Verkabelung auch falsche Ergebnisse hervorbringt. Als nach mehr als einer Stunde immer noch kein Arzt zu sehen war, packte ich meine Sachen und ließ mich von meiner Frau nach Hause bringen.
Im Abschlussbericht der Klinik hieß es u. a.:
Die Bildgebung mittels CT und MRT zeigte keine Auffälligkeiten.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist keine abschließende Empfehlung möglich. Ein epileptischer Anfall
ist bei der jetzigen Schilderung wahrscheinlich, die früheren Ereignisse fraglich. Strukturelle
Defekte liegen nicht vor. Das nächtliche EEG ist suspekt auf einen linksfrontalen Fokus.
Das Video-EEG zeigte in der Nacht im Schlafstadium N2 3 mal isolierte oder gruppierte Spitzen-
potenziale, die umschrieben rechts frontal bzw. frontotemporal auftreten: a. e. steile Transienten
unklarer Signifikanz im Schlaf. Zusätzlich wiederholt steilere Transienten linksfrontal mkt Maximum
bei F7, teilweise mit langsamer Nachschwankung
Beurteilung: vom Patienten vorzeitig beendete Langzeit-EEG-Aufzeichnung mit V. a. epilepsietypische rechts frontal lokalisationsbezogene Potentiale im Schlaf, aber ohne epilepsietypische Evolution und ohne Verhaltenskorrelat in der Videoaufzeichnung.
Mein Hausarzt, den ich noch am Montagmorgen aufsuchte, enthielt sich jeglichen Kommentars und drängte mich dazu, schnellstmöglich einen Neurologen aufzusuchen. Was ich auch tat.
Der war auch der Meinung, dass es sich um eine Epilepsie handelt und verschrieb mir Leviracetam 500mg, zwei mal pro Tag, morgens und abends einzunehmen.
Die Einnahme begann Ende Juli 2019. Im Oktober bekam ich leider wieder an einem Tag die Hör-Lese-Sprech-Störungen.
Danach nicht mehr bis zum 4. und 5. Februar 2020. Also zwei Tage hintereinander. Davor waren diese Störungen innerhalb
von 24 Stunden vorüber.
Nun hat mein Neurologe die Dosis verdoppelt, also morgens und abends jeweils 1000mg Leviracetam.
Meine Frage nach dem vielen Geschreibsel:
Kennt jemand solche oder ähnliche Ereignisse, und besteht die Hoffnung, dass mich das Leviracetam auf Dauer von meinen
Anfällen befreien wird, ich wieder alleine unterwegs sein darf und auch Auto fahren darf?
LG Amapola